Freitag, 28. Oktober 2011

Wenn Chirurgen Gemüse operieren...

Text vom 22. Februar 2010:
Eine Frage:
Hat einer von euch schon mal genauer auf die Gemüseauslage bei Migros oder Coop geachtet?
Habt ihr Karotten, Paprika und Co. schon mal genauer unter die Lupe genommen?
Nein?! Na dann solltet ihr es schleunigst tun!

Ich dachte schönheitsoperiertes Puppentheater findet nur in Hollywood statt. Aber face geliftetes und botoxbespritzes Gewächs gibt es auch Hierzulande.

 Das Gemüse in meinem Garten fröhnt der Ausgelassenheit. Je nach Wetterlage wird sauniert oder in Tropfen aus Regen gebadet. Mmmmmhhhh... Das Sonnenbad wird in Liegestühlen und Hängematten genossen. Links ein Drink in der Hand, rechts hochkarätige Häppchen. Des nachts wird zum Sternenglanz philosophiert. Den tanzenden Sternschnuppen werden Wünsche nachgerufen. Meditieren in stressfreier Umgebung sind hier Pflicht. Gesundheit und vor Freude strotzende Nachkommen erwünscht.

Mund aufsperren, Futter rein, Mund aufsperren, Futter rein, Mund aufsperren, Futter rein... Wachsen! Wachsen verdammt! Einatmen ausatmen. Laufbandtraining, Farbberatung, Stilletto Anprobe, Fett weg Übungen, den ganzen Tag. Einatmen ausatmen. Hier hin da hin, Pediküre, Maniküre. Einatmen, ausatmen, Mund aufsperren, Futter rein, Mund aufsperren Futter rein, Mund aufsperren, Futter rein... Wachsen! Wachsen verdammt!

Zahngebleichte Wunderlippen. Mandelaugenaufschlag. Lächeln bis hinter die Ohren. Betörendes Parfüm künstlich hergestellt in Gewaltsfabriken.
"Guten Tag der Herr...grrrrr... wollen sie mich kaufen?", geklimper. "Ich koste auch nicht viel...", schmachtender Schmollmund voller Sehnsucht und Leidenschaft. Wer kann da schon wiederstehen?

Ich!
Ich will schön durchphilosophiertes lebendiges und vor Lebensfreude strahlendes Hängergemüse. Frisch geliebte Gemüsesorten aus bester Sonnenhaltung. Mit nächtlichem Blick in den Sternenhimmel.
Ich stehe nicht auf die Oberflächlichkeit von künstlich hergestellter Intelligenz und Schönheit.
Schönheit hat Macken, Fehler! Ja meine Damen und Herren, auch Dellen! Mir sind wumstichige Äpfel mit sattem durchgereiftem Geschmack symphatischer als bereits hundertmal durchgevögelte Erdbeeren mit tausenden knochenharten Kilometern auf dem Buckel.

Fangt an euch eure Nahrung anzusehen, bevor ihr sie esst. Seid ihr sicher das es ihr gut geht? Habt ihr sie mal nach ihrem Tag gefragt? Was für Träume sie haben, was für Ängste?

Wir sind so kristisch mit unseren Nachbarn, Arbeitskollegen und am meisten wohl mit uns selbst.
Jeden Tag entscheiden wir für uns, was Heute wohl das Beste ist.
Warum tun wir das mit unserer Nahrung nicht?

Es wäre Zeit, tausendfach operierte Schmollmundpaprikas von natürlich schönen unterscheiden zu lernen...

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