Freitag, 28. Oktober 2011

An das Schweizer Volk

Für einmal bin ich mit den Wahlergebnissen zufrieden. Aus Erfahrung kann ich sagen, es hätte schlimmer kommen können. Trotzdem. Ich wohne einfach immer noch zu nahe an diesem scheiss Mühleberg...

Heute fand ich einen Tex vom 29. November 2009. Geschrieben kurz nach der Minarett Abstimmung. Entschuldigt daher meine Ausdrucksweise. Ich stand wirklich kurz vor der Explosion. Die Auswertung meiner Empfindungen ist mehr als einseitig. Trotzdem finde ich den einen oder anderen Satz ziemlich bemerkenswert ;-)

                                                                                     Liebe Schweizerinnen und Schweizer...
Erleichterung macht sich breit. Ein grosses Aufschnaufen geht durch lichtdurchflutete Einfamilienhäuser, Mietwohnungen und Gemeinschaftsräume. Trotzdem bleibt eine eigenartige Stille zurück. Ungläubig und erstaunt fallt ihr euch in die Arme.
Was auf der einen Seite als grossartiger Sieg in die Höhe gehalten wird, ist auf der anderen Seite ein orgasmischer Verlust an Menschlichkeit.
Das subtile Einpflanzen von unterschwelligen Ängsten und freiem Keimen offenen Misstrauens, hat eine neue Ebene erreicht.
Hinter jeder verschleierten Frau steht ein misshandeltes, unterdrücktes und geschändetes Wesen. Hinter jedem, nicht von der Alp kommenden ausländischen Bartes, ein Terrorist oder Selbstmordattentäter.
Ein starkes, stolzes und unabhängiges Volk wird je läger je mehr durch das eigene Einimpfen von Verfall, zu einem verletzlichen und angreifbaren Wesen.
Die geschlossene Neutralität und Offenheit gegenüber der Welt, ist plötzlich antastbar. Die gut gebauten Grundfesten, ruhend auf den Freiheiten des Menschen, zeigen erste schadhafte Risse.
Eingeschüchterte, duchmäuserische Hasen jagen verängstigt durch die Dunkelheit. Suchen ihre Löcher und verriegeln die Höhleneingänge mit Stacheldraht.
Nur vereinzelt leuchten einladende Kerzen zum näherkommen ein.

Wovor fürchtet ihr euch denn wirklich? Doch nicht vor den Bärten und Tüchern?
Ich bin es leid euch zuzusehen, wie ihr eurer eigenen Dürre Ausdruck verleiht, annstatt die kargen Stellen zu bepflanzen. Das nach Aussen vielversprechende Image der Schweiz, wir langsam zur peinlichen Lächerlichkeit!
Warum gehen wir seit Menschengedenken immer den selben Weg, obwohl wir an unzähligen Beispielen bildlich zu spüren bekommen, dass es noch nie funktioniert hat?
Man impft uns von Kindesbeinen an ein, aus Fehlern zu lernen. Ich meinerseits versuche mein Bestes, entwickle mich weiter. Entwickle mich zu einem denkenden, fühlenden und selbstreflektierenden erwachsenen Menschen. Und jetzt soll ich möglichst stillstehen und freiwillig meine Hirnmasse abgeben?!
Gehts noch?!

Wir predigen Wein und trinken im Stillen und hinter dicken Vorhängen doch nur schales Wasser!
Ist das die Welt, in der ihr leben wollt?
Die Ängste werden nicht weniger, je mehr wir uns auf sie zubewegen. Nein. Wir schenken ihnen nur immer mehr von unserer Aufmerksamkeit.
Würde ich euch fragen, wie oft ihr einem Menschen begegent der zu Allah betet, wer könnte mir sagen, dass er einen wirklich persönlich kennt? Habt ihr tatsächlich Angst, Morgen könnte auf jedem Nachbarshaus ein überwältigender mords Turm stehen? Der euch den Blick auf die malerischen Alpen versperrt?
Lieber impft ihr euch gegen die Schweinegrippe um der Illusion gerecht zu werden, das ihr ja perfekt seid.
Gegen jedes Übel kennen wir ein Medikament. Nur nicht gegen das eigene Unvermögen ein liebendes Wesen zu sein! Lieber begehen wir öffentliche Seelenstriptease auf Facebook, statt tatsächlich unserem Nachbar in Unterwäsche auf dem Flur zu begegnen...
Muss ich das tatsächlich ernst nehmen?!

Das uns jeden Sonntag das Gebimmel tausender Kirchenglocken um den Schlaf bringt interessiert doch auch keinen!

Haben wir denn nichts besseres zu tun, als in der Andersartigkeit nach Fehlern zu suchen?
Ich würde es begrüssen, wenn wir unser eigenes Unkraut kultivierten. Den Müll sortiert entsorgten, statt mit den Schatzkästchen des Nachbars zu liebäugeln.
Können wir nicht endlich von diesem schwarz-weiss Schachbrettdenken in die farbige Welt eintauchen?
Nur mal kurz die bleichen Beine in fremdes Wasser tunken?
Es züchtet doch nicht jeder Piranhas und Haifische in seinem Swimmingpool. Auch wenn es Menschen gibt die in jedem Goldfisch ein gefräsiges Raubtier sehen.
Es reicht! Endgültig!

Vielleicht ist die neue im Trend liegende Form von Rassismus der Fast-Food. Der Fast-Food von Angst, den wir täglich zu uns nehmen. Dadurch werden wir übrigens nicht weniger fett. Unsere Organe sind so genauso unterversorgt mit lebenserhaltenden positiven Gedanken. Scheiss Gedanken gibt Falten liebe Frauen. Viiiiiele Falten!

Ich will euch rütteln. Verdammt!
Reibt euch den Sand aus den Augen und begrüsst die Strahlen der Sonne. Das Lächeln unserer Nachbarn. Das unbekümmerte Spiel unserer Kinder.
Wir gestalten die Wirklichkeit. Unsere Realität. Lasst uns endlich einen neuen Pfad beschreiten. Einer der von Herzen kommt. Der Liebe ist.
Poliert eure Lichter!
Stellt sie vor eure Haustüren, vor die Tore eurer Herzen.
Ich will meinen Korb mit Freude füllen.
Ich will nicht jeden Tag im Skianzug und mit winderzerzaustem Regenschirm durch die Gassen eilen, wenn mir der Sonnenbrand schon langsam durch meine Schädeldecke brennt.
Fang endlich an dich selbst zu lieben!
Mach diese verdammte Türe auf!

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